Stefan Krempl

 

Kurzüberblick
Medientheorien und Mediengeschichte

Faulstich (2000, 22) unterscheidet “vier Blöcke” im Bereich der Medientheorien:

    das große Feld der Einzelmedientheorien. Darunter fasst er Film- und Radiotheorien (z.B. Kracauer bzw. Brecht) genauso wie Theorien des Fernsehers oder des Theaters.

    Die kommunikationstheoretischen Medientheorien, die ein Medium immer im Zusammenhang eines größeren Kommunikations- und Interaktionsprozesses behandeln (Gerhard Maletzke etwa betrachtet Medien im funktionalen Kontext der Massenkommunikation)

    Drittens spricht Faulstich von “gesellschaftskritischen Medientheorien”, die auf noch größere Zusammenhänge aus sind. Mediale Kommunikationsprozesse werden in den übergreifenden Rahmen von Kultur und Gesellschaft eingeordnet (Dieter Prokop analysiert Massenkommunikation im Zusammenhang der kapitalistischen Gesellschaft)

    Noch allgemeiner fassen “systemtheoretische Medientheorien” den Kontext. Kommunizieren wird hier als “Teil oder Form des übergeordneten gesellschaftlichen Handelns aufgefaßt” (Beispiele: Talcott Parsons Beschreibung von Geld und Macht oder Niklas Luhmanns Betrachtung der “Realität der Massenmedien”).


Analog zur Bestimmung von Medien anhand der verwendeten Techniken teilt Faulstich die Mediengeschichte ein. Auch hier unterscheidet er etwa die “Einzelmediengeschichten” von der umfassenden Geschichte der Medien als “Medienkulturgeschichte” und unterteilt diese schematisch in vier große Phasen (a.a.O., 31):

    die Phase A mit der Dominanz der nur in kleinen Gruppen ausübbaren Primär- oder Menschmedien bis etwa 1500

    die Phase B mit der Verlagerung der Dominanz auf die Sekundär- oder Druck-Medien von 1500 bis etwa 1900 (Entwicklung der “Massenmedien”)

    Phase C, in der die Tertiär- oder elektronischen Medien im 20. Jahrhundert immer dominierender werden (die Hochzeit der Massenmedien)

    Phase D mit der Aufsplitterung der Massenmedien und ihre teilweise Re-Integration durch die digitalen (quartären) Medien.

    Charakteristisch, so Faulstich, ist die “temporale Verkürzung der Gesamtentwicklung”: Während die Phase A noch dreißig- bis vierzigtausend Jahre dauert, erstreckt sich Phase C schon nur noch über einhundert Jahre.

Erst in Phase C -- also ziemlich spät in der Mediengeschichte -- vollzieht sich dabei der “iconographic" bzw. "pictorial turn”, die Ab-Wendung vom (gedruckten) Wort hin zum Bild. Dahinter verbirgt sich letztlich zwar ein Rück-Schritt ins Zeitalter der Höhlenmalerei, doch mit ganz anderer Technik. Bei seiner Wiederentdeckung sollte das Bild dieses Mal nun “einen Siegeszug” antreten, “der alle anderen, nicht-visuellen Medien in die zweite Reihe” zurückzudrängen vorgab. “Eine gerade Linie führte dabei vom Foto, bereits im neunzehnten Jahrhundert verbreitet, und seiner späteren Verwendung in Zeitungen, Zeitschriften und Illustrierten, über den Kinofilm seit der Jahrhundertwende, den Tonfilm seit 1927, den Farbfilm seit 1935 … bis hin zum Fernsehen (Faulstich 2000, 39).

 
Literatur / Links

Faulstich, Werner (2000, 4. A.) (Hg.): Grundwissen Medien. München (Wilhelm Fink)

Online-Materialien zum Thema Kulturgeschichte und Medien im Rahmen der Vorlesung Einführung in die Kommunikationswissenschaft an der TU Dresden

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