Stefan Krempl

 

Thesen zur Medienentwicklung

  1. Medien dienen der Kommunikation, der Alltagsbewältigung, der Erkennung und Vermittlung von Wirklichkeit bzw. der Verständigung über die Realität.

  2. Medien bilden überdies ein Archiv des gesellschaftlichen Wissens. Sie reproduzieren das Wissen der Gesellschaft.

  3. Medien haben eine Halbwertszeit. In ihrer Hochzeit decken sie die Ansprüche der Nutzer (im Bereich der Kommunikation, der Wissenspeicherung, der Welterkennung etc.) weitgehend ab. Einzelne Medien können so für eine bestimmte Zeit eine dominierende Stellung erlangen.

  4. "Leitmedien", die eine solche gesellschaftliche und kulturelle Position innerhalb der Mediengeschichte einnehmen (wollen), treten mit einem universellen Anspruch auf bzw. werden von ihren Advokaten geradezu als allein selig machende Werkzeuge zur Welterkenntnis verkauft.

  5. Jede neue Medientechnik löst eine Euphorie, einen Hype aus. Dahinter steckt die Hoffnung, dass sich mit dem neuen Medium die Wirklichkeit besser erfassen und beschreiben lässt. Der Hype wird nach einer Aufwärmphase von einer allgemeinen Ernüchterung abgelöst, da die hohen Erwartungen nicht erfüllt werden.

  6. Je stärker eine Medium genutzt wird, desto enttäuschter werden die Theoretiker über seine tatsächlichen Verwendungsformen und Möglichkeiten. Es kommt zu einer Krise des Leitmediums ("Sprachkrise", "Krise der Bilder").

  7. Trotzdem verändert jedes neue (Leit-) Medium mittelfristig seine Anwender und die Gesellschaft gravierend. Es bleibt alles anders, wie man mit dem Sänger Herbert Grönemeyer sagen könnte.

    Es ist ebenso die Technik, die Kultur etwa als eine Buchkultur spezifiziert, wie es die gesellschaftliche Struktur ist, die über die Entwicklung und die Nutzung und damit über die Akzeptanz von Technologien letztlich entscheidet. … These … ist, daß verschiedene mediale Praxis von Kultur jeweils auch einer veränderten gesellschaftlichen Bedarfslage entspricht. Die Medien sind nicht mit einer Wertung versehen, sondern bleiben in ihrer ambivalenten kulturtechnischen Funktion für die gesellschaftliche Reproduktion zu verstehen.

    Frank Hartmann 2000, 20/24

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