Watzlawicks Unterscheidung zwischen digital und analog

Paul Watzlawick hat mehrere Axiome für die Kommunikation aufgestellt, von der sich eines auf die Unterscheidung digitaler und analoger Modalitäten bei der menschlichen Kommunikation bezieht. Als Axiom bezeichnet Watzlawick einen Grundsatz, der keines Beweises bedarf. watzlawick stellt seine Prinzipien aus der Sicht der Sozialpsychologie vor.

Laut Watzlawick gibt zwei Arten, in denen ein Objekt dargestellt und zum Gegenstand von Kommunikation gemacht werden kann. Es lässt sich entweder in einer Analogie ausdrücken (z.B. Zeichnung) oder durch einen Namen (digital).

Digital: Das Wort Katze benennt ein bestimmtes Tier, jedoch stehen die 5 Buchstaben k, a, t, z, und e in keiner Beziehung zu dem benannten Tier, es besteht lediglich ein semantisches Übereinkommen für die Beziehung zwischen Wort und Objekt. Mit Saussure lässt sich von einer willkürlichen (arbiträren) und konventionellen (gesellschaftlich vereinbarten) Relation sprechen.

Sowohl die Sprache wie die Schrift, die beide auf dem Wechselspiel von Vorstellung und Bezeichnetem beruhen, sind damit laut watzlawick als "digitale" Techniken lange vor der Erfindung des Computer zu bezeichnen.

Analog: Eine Katze zu zeichnen oder non-verbal nachzuahmen wäre eine analoge Darstellung dieses Tieres. Die Analogie hat eine grundsätzliche Ähnlichkeitsbeziehung zu dem Gegenstand für den sie steht.

Weitere Beispiele zur Erklärung des Unterschied zwischen analoger und digitaler Kommunikation:

Eine fremde Sprache kann durch bloßes Hören (z.B. im Radio) niemals verstanden werden, zahlreiche Informationen lassen sich jedoch aus der Beobachtung von Ausdrucksgebärden während des Sprechens ableiten, selbst wenn die sie verwendende Person einer anderen Kultur angehört. Auch für das Verständnis von Gesten müssen die Kommunikationspartner aber einen gemeinsamen Code teilen (z.B. ein Kopfnicken als "Ja" deuten).

Tiere bedienen sich dagegen ausschließlich analoger Kommunikation (Ausdrucksbewegungen, Vokalisierung). Tierbesitzer sind zwar oft überzeugt, dass ihre Hausgenossen ihre Sprache verstehen. Was das Tier versteht, ist aber nicht die digitale Kommunikation (die Bedeutung der Worte) sondern die zahlreichen analogen Mitteilungen, die im Ton der Sprache und in der sie begleitenden Gestik enthalten sind.

Digitale Kommunikation hat eine komplexe und vielseitige logische Syntax, aber eine auf dem Gebiet der Beziehungen unzulängliche Semantik.

Analoge Kommunikation dagegen besitzt dieses semantische Potenzial; ihr fehlt aber die für eindeutige Kommunikation erforderliche logische Struktur.

Es besteht kein Zweifel daran, dass die meisten menschlichen Errungenschaften ohne die Entwicklung von digitaler Kommunikation kaum möglich gewesen wäre. Dies gilt vor allem für die Übermittlung von Wissen von einer Person zur anderen und von einer Generation in die nächste.

Watzlawick, Paul /Janet H. Beavin/Don D. Jackson (1993, 8. A.): Menschliche Kommunikation. Formen, Störungen, Paradoxien. Bern (Huber).

 
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Alexandra Vogler: Paul Watzlawick und der Konstruktivismus. Hausarbeit an der Design Akademie Berlin (3/2001)

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