Trust in the Net

Stefan Krempl

 

Das digitale Leben wird zum (Datenfang-)Netz

Die Angriffe auf die Privatsphäre kommen von allen Seiten.

Helmut Bäumler, Landesdatenschutzbeautragter Schleswig-Holstein

Durch die fortschreitende Digitalisierung der Informationsverarbeitung fallen bei den alltäglichsten Handlungen Daten an. Routinemäßig wird heute bereits jeder mit Kredit- oder Bonuskarte getätigte Einkauf im Supermarkt protokolliert. Kaum ist die Pin ins Handy eingegetippt, wird nicht nur jeder Anruf registriert, sondern auch die Einwahlstelle protokolliert. Überwachungskameras an Bahnsteigen, in der Schalterhalle oder an Straßenkreuzungen zeichnen verstärkt jeden Schritt in der Öffentlichkeit auf. der durchschnittliche Stadtbewohner in Großbritannien wird bereits täglich von rund 300 Maschinenaugen gefilmt. Satellitenkameras kreisen über der Erde, die jeden Quadratmeter in hochauflösender Qualität aufnehmen.









Big Brother und seine kleinen Geschwister -- die Verwandlung einer Horrorvision

Als Big-Brother-Schablone diente jahrelang der Staat. Vor allem im autoritären Staatssozialismus wurde Überwachung als bevorzugtes soziales Ordnungsprinzip inthronisiert.


Lange Tradition (Religion, Gefängnis, Disziplinarwesen >>> Foucault)

Jeremy Benthams Panoptikum: Vision einer generalisierten Überwachung findet ihren (gedanklichen) architektonischen Niederschlag.

Heute:

  • maschinenlesbarer Pass
  • “Großer Lauschangriff” auf die gesamte Telekommunikation
  • Echelon
  • Enfopol
  • Cybercrime-Konvention des Europarats
  • DNA-Proben
  • elektronische Fussfessel
  • Tendenz zur flächendeckenden Videoüberwachung mit Gesichtserkennung …

Es lässt sich nüchtern festhalten, dass sich im Verlauf des letzten Quartals des vergangenen Jahrhunderts aufgrund technischer Innovation und herrschaftsadministrativem Bedarf eine Überwachungsinfrastruktur herausgebildet hat, gegenüber der Orwells Vision von “1984” als technisch anspruchslose Vorstudie erscheinen muss.

Detlef Nogala
, (2000): Der Frosch im heißen Wasser. Wie in der informatisierten Gesellschaft des 21. Jahrhunderts Überwachung trivialisiert wird. In: Schulzki-Haddouti, Christiane (Hg.) (2000): Vom Ende der Anonymität. Die Globalisierung der Überwachung. Hannover (Heise), 139-155, hier: 139.


Während Orwells Vision “1984” noch vor einer Generation nahezu einhellig als Schreckensbild empfunden wurde (Protest gegen die Volkszählung in Deutschland 1983 -- Bundesverfassungsgericht formuliert das "Recht auf die informationelle Selbstbestimmung), stößt die Überwachung nur noch sporadisch auf ernsthaften und organisierten Widerstand.

Gründe:

  • Zusammenbruch des sozialistischen Systems
  • Kriminalitätsdebatte
  • Globalisierungsängste
  • Ungewissheiten eines deregulierten Marktkapitalismus

nur noch sporadisch auf ernsthaften und organisierten Widerstand.

Folgen:

  • Überwachung wird aus Gründen der “inneren Sicherheit” für viele attraktiv
  • Geschäft mit der Angst
  • von der Strafverfolgung zur Prävention
  • fortgeschrittene kulturelle Akzeptanz der Überschreitung von sozio-kulturellen Privatheits- und Zivilisationsschranken.
  • Entgrenzung des Privaten
  • Begierde, den anderen zu durchschauen, sein Geheimnis zu lüften
  • Überwachung gilt sogar teilweise als modisch und entwickelt gewissen "Charme" (Webcams)
  • global village statt Telepolis

GPS-Tracking im Auto, im Teddybären (>>> Mobile Family Services) und sogar per Chip im Menschen (“Digital Angel” von Applied Digital Solutions), PC-Überwachungssoftware Spector, "Big Brother"-Container...

Every breath you take

Every move you make

Every bond you break

Every step you take

I'll be watching you...

The Police

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